Fremdsein durch Sprache

Claudia Kuhn, Psychologin bei Spurwechsel

Man muss nicht nach Australien oder Afrika gehen, um sich als Schwäbin fremd zu fühlen: Rheinland-Pfalz reicht völlig!

Als Erst-Semesterin an einer Pädagogischen Hochschule merkte ich schnell, wie wichtig die Sprache ist: Beim ersten Eindruck, der ersten Kontaktaufnahme, dem Einfügen in die Hochschulgemeinschaft. Meine schwäbisch angehauchten Äußerungen provozierten Lacher – nicht aus Bösartigkeit: Es klang offensichtlich nur eben gar zu lustig.

Auch ich selbst fand es auch irgendwie dumm und ungebildet, zum Beispiel bei Referaten: Mein herzliches „Grüß Gott“ erschien sogar, als käme ich aus einem Kloster (meinen Kommilitonen fiel übrigens nicht auf, dass ihr „Pälzisch“ meinem Schwäbisch in nichts nachstand). Tja, was blieb mir übrig? Ich habe mir mein Schwäbisch vollständig abgewöhnt, um es mir nach meiner Rückkehr wieder anzugewöhnen.

Am liebsten würde ich zwischen den Dialekten hin- und herspringen können, doch das gelingt nicht ganz. Aus dem „ist“ wird dann doch wieder ein „isch“. Die eigene Identität lässt sich eben nicht so einfach ablegen – und vielleicht ist das auch gut so.