Das Gefühl, angekommen zu sein

Tatyana Miller Dipl. Pädagogin · Systemische Beraterin (i. A.) bei Spurwechsel

Während meiner Tätigkeit als Grundschul-Lehrerin in Kasachstan (Unterrichtsfach „Deutsch“) merkte ich, dass meine Deutschkenntnisse mir nicht ausreichten. Außerdem war der größte Teil meiner Spätaussiedler-Freundinnen mittlerweile nach Deutschland gezogen. Die einzige Möglichkeit, diese Sprache besser sprechen und den Kindern beibringen zu können, aber auch, meine Freunde wiedersehen zu können, bestand darin, nach Deutschland zu gehen. Und so bin ich mit 24 Jahren und tatsächlich nur mit einer Tasche hierhergekommen.

Ich wurde von einer deutschen Familie herzlich aufgenommen. Meine Gasteltern hatten die nötige Geduld, mir die Sprache, Sitten und Gebräuche beizubringen. Ich habe mich hier wohlgefühlt! Dieses Gefühl hatte mir meine Gastmutter vermittelt. Sie war meine Hauptansprechpartnerin und ich versuchte vor allem, über Hilfsbereitschaft meine Dankbarkeit zu zeigen. Ich glaube, dass ich in dieser Zeit die Stärke besaß, mit großem Willen möglichst viele Informationen einsaugen zu wollen und Menschen zu vertrauen -trotz gelerntem Misstrauen aus Zeiten in Kasachstan. Ich habe mich auf die Menschen eingelassen!

Ich hatte Heimweh, doch durch die neu auflebenden Kontakte zu meinen „alten“ (und bald auch neuen) Freunden und durch die Einbeziehung in deren Familienleben wurde ich von meinem Heimweh abgelenkt. Ich danke an dieser Stelle meinen Freunden und meiner Gastfamilie!

Ein neues Leben mit 24 Jahren zu starten, war nicht einfach. Noch einmal wo anders neu anzufangen möchte ich nicht mehr Hier habe ich meine Familie gegründet, hier bleibe ich! Ich habe meine zweite Heimat hier. Ich bin angekommen.